Fließestrich trocknen: Anleitung für die schnellere, aber sensible Estrichart
Fließestrich, oft auf Calciumsulfat-Basis (Anhydritestrich), ist wegen seiner selbstnivellierenden Eigenschaften und der guten Wärmeleitfähigkeit bei Fußbodenheizungen sehr beliebt. Er ist jedoch nur eine von mehreren Optionen. Wie er sich im Vergleich zu klassischen Zement- oder Trockenestrichen schlägt, erfahren Sie in unserem großen Vergleich der Estricharten. Oft wird auch seine vermeintlich schnelle Trocknungszeit als Vorteil genannt. Aber Vorsicht: Fließestrich ist zwar oft früher begehbar, doch die Belegreife erfordert wegen seiner hohen Feuchteempfindlichkeit besondere Sorgfalt und Fachkenntnis.
Für einen kompletten Überblick über alle Estricharten und deren Trocknung empfehlen wir unseren großen Haupt-Leitfaden zum Thema Estrich trocknen.

Inhaltsverzeichnis
Grundlagen: Warum die Belegreife bei Fließestrich so kritisch ist
Ein Estrich ist "belegreif", wenn seine Restfeuchte so weit gesunken ist, dass der Bodenbelag sicher verlegt werden kann. Ein zu früh belegter Estrich führt unweigerlich zu teuren Spätschäden. Bei Calciumsulfat-Fließestrichen (Anhydritestrich) ist die Gefahr besonders hoch, da sie extrem feuchteempfindlich sind und bei Kontakt mit Feuchtigkeit ihre Festigkeit verlieren können. Daher sind hier sehr niedrige Restfeuchtewerte erforderlich:
- Calciumsulfat-Fließestrich (Anhydrit): ≤ 0,5 CM-% (unbeheizt) / ≤ 0,3 CM-% (beheizt)
- Zement-Fließestrich (zum Vergleich): ≤ 2,0 CM-% (unbeheizt) / ≤ 1,8 CM-% (beheizt)
Verlassen Sie sich daher niemals auf pauschale Zeitangaben! Die einzig zuverlässige Methode zur Bestimmung der Belegreife ist die professionelle CM-Messung, die wir in unserem Ratgeber zu den Estrich-Trocknungszeiten detailliert erklären.
Der richtige Trocknungsprozess für Fließestrich
Die ersten 48 Stunden: Die kritische Erstarrungsphase
Die ersten zwei Tage nach dem Einbringen sind entscheidend für die Stabilität. In dieser Phase ist der Estrich besonders empfindlich:
- Keine Zugluft: Fenster und Türen unbedingt geschlossen halten, um Rissbildung durch zu schnelles Austrocknen der Oberfläche zu vermeiden.
- Keine direkte Sonneneinstrahlung: Räume gegebenenfalls abdunkeln.
- Nicht betreten: Absolute Ruhe für den frischen Estrich.
Wichtiger Zwischenschritt: Anschleifen der Sinterhaut
Experten-Tipp aus der Praxis: Eine Besonderheit von Calciumsulfat-Fließestrichen ist die Bildung einer feinen, glasartigen und dichten Schicht an der Oberfläche während der Aushärtung – die sogenannte Sinterhaut. Diese Schicht ist nahezu dampfdicht und muss unbedingt entfernt werden, damit die Restfeuchte aus den tieferen Estrichschichten entweichen kann.
- Zeitpunkt: Das Anschleifen erfolgt in der Regel, sobald der Estrich begehbar ist (je nach Hersteller nach ca. 2-7 Tagen), aber vor Beginn der intensiven technischen Trocknung.
- Durchführung: Dieser Schritt sollte von einem Fachmann (Estrich- oder Bodenleger) mit einer Einscheiben-Schleifmaschine und passendem Schleifgitter durchgeführt werden.
Das Entfernen der Sinterhaut ist keine Option, sondern eine zwingende Voraussetzung für eine erfolgreiche und zeitnahe Trocknung!
Nach der Erstarrung: Die Trocknung aktiv beschleunigen
Nach der Erstarrungsphase (und dem Anschleifen) kann und sollte der Trocknungsprozess sicher beschleunigt werden. Die effektivste Methode ist der Einsatz von professionellen Bautrocknern. Sie schaffen ein kontrolliertes Trocknungsklima und verkürzen die Wartezeit um Wochen.
- Welcher Bautrockner? Bei Temperaturen über 15°C sind Kondenstrockner effizient. In kühleren, unbeheizten Neubauten sind Adsorptionstrockner die bessere Wahl.
- Zusätzlicher Turbo: Der Einsatz von Ventilatoren zur Luftumwälzung unterstützt den Trocknungsprozess erheblich und sorgt für Gleichmäßigkeit.
Sonderfall: Fließestrich und Fußbodenheizung
Die Trocknung von Fließestrichen über einer Fußbodenheizung erfordert besondere Sorgfalt und ein spezielles Verfahren, das als "Aufheizprotokoll" bezeichnet wird. Dieses stellt sicher, dass der Estrich gleichmäßig durchtrocknet und Spannungen, die durch die Wärme entstehen, kontrolliert abgebaut werden.
Halten Sie sich unbedingt exakt an die Vorgaben des Herstellers und des Estrichlegers. Alle Details dazu finden Sie in unserem Ratgeber zum Estrich aufheizen.
Fazit: Mit der richtigen Methode sicher zum Ziel
Fließestrich erfordert eine sorgfältige und kontrollierte Trocknung mit Beachtung seiner besonderen Eigenschaften wie der Sinterhautbildung und der hohen Feuchteempfindlichkeit. Beachten Sie die kritische Erstarrungsphase, schaffen Sie ein optimales Trocknungsklima mit Bautrocknern und führen Sie bei Fußbodenheizungen das Aufheizprotokoll korrekt durch. Die finale CM-Messung gibt Ihnen die notwendige Sicherheit vor der Bodenverlegung.
Sie haben Fragen zur Trocknung Ihres Fließestrichs oder benötigen die passende Ausrüstung? Kontaktieren Sie uns für eine unverbindliche Beratung!
Kontaktieren Sie unseren Fachberater!

Marco Treimer
Geschäftsführer
Bautrocknerverleih Nord
12 Jahre Erfahrung in gewerblicher Bautrocknung