Schüsselung (Randverformung) von Estrich: Risiken vermeiden

Arbeiter, der einen Zementboden in einem Raum mit Estrich verlegt

Sie entsteht oft unbemerkt, ist meist nicht direkt sichtbar und kann dennoch langfristig zu erheblichen Schäden führen, die ärgerlich sind und bares Geld kosten: die sogenannte Schüsselung des Estrichs. Dieser Effekt heißt so, weil sich die Ränder des Estrichs nach oben wölben und der Boden einer Schüssel ähnelt. Es kommt also zu einer konkaven Verformung (Randverformung), die mit bloßem Auge meist nicht erkennbar ist. Dieser Ratgeber erklärt, warum Estrich schüsselt, wie Sie es erkennen, welche Folgen es hat und wie Sie es durch kontrollierte Trocknung effektiv vermeiden.

Was ist Estrich-Schüsselung und warum ist sie problematisch?

Das "Schüsseln": Eine physikalische Erklärung

Estrich hat ein hohes sogenanntes Schwundverhalten. Das bedeutet, dass er sich während der Trocknung zusammenzieht, da das enthaltene Wasser verdunstet. Idealerweise geschieht dies gleichmäßig über die gesamte Fläche und Dicke.

Problematisch wird es, wenn die Oberfläche des Estrichs deutlich schneller trocknet als die tieferen Schichten. Die Oberfläche zieht sich zusammen, während der untere Teil noch feucht und voluminöser ist. Dadurch wölben sich die Ränder und Ecken der Estrichplatte nach oben – der Estrich "schüsselt".

Erkennung: Woran merkt man eine Schüsselung?

Schemazeichnung Schüsselung Estrich
Schematische Darstellung der Estrich-Schüsselung

Da die Verformung oft gering ist, ist sie mit bloßem Auge schwer zu sehen. Zur Überprüfung legt man eine lange, gerade Latte (mindestens 2 Meter) oder eine lange Wasserwaage quer über den Estrich, insbesondere in den Raumecken und entlang der Wände.

Entsteht unter der Latte ein Hohlraum zu den Rändern hin, während die Mitte aufliegt, liegt eine Schüsselung vor. Die Höhe dieses Hohlraums kann mit Keilen oder speziellen Messgeräten ermittelt werden.

Folgen: Risiken für Bodenbelag und Bausubstanz

Wenn der Estrich stark geschüsselt ist, hat das unangenehme Folgen, besonders wenn zu früh der Bodenbelag verlegt wird:

  • Hohllage: Die Ränder liegen nicht mehr auf der Dämmschicht auf. Bei Belastung (z.B. durch Möbel) können sie nachgeben.
  • Risse im Estrich: Durch die Belastung der hohlliegenden Ränder kann der Estrich Risse bekommen oder sogar brechen.
  • Schäden am Bodenbelag:
    • Fliesen: Fugen können reißen, Fliesen können sich lockern oder brechen, wenn sich der Estrich später wieder absenkt.
    • Parkett/Holz: Es können Spannungen entstehen, die zu Verformungen, Knarren oder sogar Brüchen führen.
    • Elastische Beläge: Können sich an den Rändern heben oder Wellen bilden.
  • Schimmelgefahr: In den Hohlräumen unter dem geschüsselten Estrich kann sich Feuchtigkeit sammeln und zu Schimmelbildung führen.
  • Spätere Randabsenkung: Auch Monate oder Jahre nach dem Einbau kann sich der Estrich wieder absenken, wenn die Restfeuchte entweicht, was zu den genannten Schäden führt. In Gutachten wurden Absenkungen von 15-20 mm festgestellt!

Leichte vs. Starke Schüsselung

Ein gewisser Grad an Schüsselung während der Trocknungsphase ist physikalisch bedingt und oft normal. Solange der Estrich vor dem Verlegen des Bodenbelags wieder seine ebene Form erreicht (d.h., die Restfeuchte auch unten passt und die Ränder sich wieder senken), ist dies meist unproblematisch.

Wird jedoch eine bleibende, leichte Schüsselung festgestellt, kann diese oft mit geeigneter Ausgleichsmasse vor der Bodenverlegung korrigiert werden. Problematisch wird es bei einer starken, dauerhaften Schüsselung.

Hauptursache für Schüsselung: Falsche Trocknung

Die Erfahrung aus vielen Bauschäden zeigt: In den meisten Fällen ist ein falsches oder unkontrolliertes Trocknungsverfahren die Ursache für eine schädliche Estrich-Schüsselung. Das Thema Bautrocknung und Estrichtrocknungszeit sollte also mit Bedacht angegangen werden.

Eine Schüsselung entsteht insbesondere dann, wenn die Oberfläche des Estrichs zu schnell und zu stark austrocknet, während die unteren Schichten noch sehr feucht sind. Typische Gründe dafür sind:

Zu frühes, intensives Heizen

Insbesondere bei Fußbodenheizungen kann ein zu schnelles Aufheizen (oft unterstützt durch Bauheizer) die Oberfläche versiegeln.

Übermäßiges, unkontrolliertes Lüften

Dauerhaftes Querlüften (starker Durchzug) bei trockener Außenluft kann die Oberfläche extrem schnell austrocknen. (Mehr zum richtigen Lüften im Ratgeber Luftfeuchtigkeit senken).

Direkte Sonneneinstrahlung oder Zugluft

Ist die obere Schicht zu schnell getrocknet und hat sich zusammengezogen, verschließt sie sich und lässt die darunterliegende Feuchtigkeit nur noch sehr langsam oder gar nicht mehr nach außen entweichen. Die Ränder bleiben oben.

Verhinderung: So vermeiden Sie schädliche Estrich-Schüsselung

Die gute Nachricht: Eine schädliche Schüsselung lässt sich durch eine kontrollierte und fachgerechte Estrichtrocknung zuverlässig verhindern.

Die Bedeutung der richtigen Trocknung

Das Ziel ist eine möglichst gleichmäßige Austrocknung über den gesamten Estrichquerschnitt. Die Oberfläche darf nicht versiegeln, bevor die unteren Schichten ebenfalls ausreichend trocken sind. Dies erfordert Geduld bei der natürlichen Trocknung oder den gezielten Einsatz technischer Hilfsmittel. Alle Details zur optimalen Vorgehensweise finden Sie im Estrich Trocknungszeit Ratgeber.

Professionelle Bautrocknung als Lösung

Der Einsatz von leistungsstarken Bautrocknern ist die effektivste Methode, um eine kontrollierte Trocknung sicherzustellen und die Trocknungszeit signifikant zu verkürzen.

  • Kontrollierte Entfeuchtung: Bautrockner entziehen der Raumluft kontinuierlich Feuchtigkeit und sorgen so für ein optimales Trocknungsklima, ohne die Oberfläche zu schnell auszutrocknen.
  • Gleichmäßige Trocknung: In Kombination mit Ventilatoren wird die trockene Luft gleichmäßig verteilt und die Feuchtigkeitsabgabe aus dem Estrich unterstützt.
  • Temperaturkontrolle: Je nach Jahreszeit und Estrichart kann der Trocknungsprozess durch den Einsatz von Bauheizern optimiert werden (insbesondere bei Kondenstrocknern).

Welcher Trocknertyp (Kondenstrockner oder Adsorptionstrockner) und welche Geräteleistung benötigt wird, hängt von den Gegebenheiten (Raumgröße, Temperatur, Estrichart) ab. Wir beraten Sie hier sehr gern.

Wichtige Schritte vor der Verlegung

Unabhängig von der Trocknungsmethode sind folgende Schritte vor dem Verlegen des Bodenbelags unerlässlich:

  • Restfeuchtemessung: Eine professionelle Feuchtigkeitsmessung (CM-Messung) durch einen Fachmann gibt Aufschluss über den tatsächlichen Feuchtegehalt im gesamten Estrichquerschnitt. Verlassen Sie sich nicht nur auf die Trocknungszeit oder die Oberflächenfeuchte!
  • Aufheizprotokoll (bei Fußbodenheizung): Wenn eine Fußbodenheizung vorhanden ist, muss unbedingt das vorgeschriebene Aufheizprotokoll (Belegreifheizen) durchgeführt werden, bevor der Bodenbelag verlegt wird. Halten Sie sich exakt an die Vorgaben des Heizungsbauers oder Estrichlegers. Informationen dazu finden Sie auch in unserem Ratgeber Estrich aufheizen.

Fazit: Kontrollierte Trocknung für einen ebenen Estrich

Die Schüsselung von Estrich ist ein vermeidbares Problem, das durch eine zu schnelle oder ungleichmäßige Oberflächentrocknung entsteht. Die Folgen können von Rissen im Estrich bis zu massiven Schäden am teuren Bodenbelag reichen und oft erst Jahre später sichtbar werden.

Der Schlüssel zur Vermeidung liegt in einer fachgerechten, kontrollierten Trocknung. Der Einsatz von professionellen Bautrocknern, ggf. unterstützt durch Ventilatoren und Heizgeräte, stellt eine gleichmäßige Austrocknung sicher und verkürzt die Wartezeit bis zur Belegreife erheblich. Eine abschließende Feuchtigkeitsmessung gibt die nötige Sicherheit vor der Verlegung des Bodenbelags.

Investieren Sie in eine professionelle Bautrocknung – es spart Ihnen langfristig Zeit, Geld und Ärger!

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Weitere hilfreiche Informationen finden Sie in unserer Ratgeber-Übersicht.

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Marco Treimer - Fachberater Bautrockner Nord
Marco Treimer

Geschäftsführer

Bautrocknerverleih Nord

 

12 Jahre Erfahrung in gewerblicher Bautrocknung