Im Verlauf der letzten Jahre haben wir im Rahmen unserer Bautrocknungen immer häufiger das Phänomen beobachten können, dass insbesondere bei Neubauten der Putz im Bereich der Ringbalken sowie vor allen Dingen der Fensterstürze nicht und nur sehr schlecht trocknet, während der Rest der Baumaterialien nach dem Einsatz der Bautrockner bereits sehr trocken ist.
Zunächst einmal ist festzuhalten, dass es sich bei den Fensterstürzen und Ringbalken um so genannte Kältebrücken handelt, da in diesem Bereich die Dämmung bzw. die Wärmeleitfähigkeit der Baumaterialien reduziert ist. Es handelt sich im Vergleich zu anderen Bereichen der Außenwände hier um Temperaturunterschiede von 0,5 – 2 °C, die sich erst zeigen, wenn man die Wände thermografiert. Diese Kältebrücken sind unbedenklich und lassen sich im Bauverlauf aufgrund der unterschiedlichen notwendigen Materialien gar nicht vermeiden.
Das Wasser in einem Neubau sammelt sich auch bei einer Bautrocknung immer an den kältesten Punkten. Diese liegen neben den Kühlrippen der Bautrockner dann im Bereich der Fensterstürze und Ringbalken. Aus diesem Grund trocknen diese Bereich auf der Baustelle in der Regel zum Schluss.
In der Praxis lässt sich jetzt häufiger feststellen, dass diese Bereiche nur extrem langsam nachtrocknen oder gefühlt gar nicht zu trocknen sind. Dieser Effekt tritt zum Teil auch ein, wenn bereits mehrere Wochen Bautrockner in Betrieb waren und im Laufe der Bautrocknung alle anderen Materialien bereits trocken sind.
Wir haben festgestellt, dass sich im Bereich der Fensterstürze und Ringbalken durch die hohe Feuchtigkeitsbelastung und niedrigeren Temperaturen teilweise eine Mineralschicht ausbildet, die mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen ist und wie eine Kruste den Putz überzieht. Hierbei scheint es sich um einen bauphysikalischen Prozess zu handeln, der seit einigen Jahren durch Änderungen bei den Rezepturen bzw. Materialbeimischungen beim Innenputz entsteht.
Dieser Prozess scheint zudem in Zusammenhang zu stehen mit nicht oder wenig saugfähigen Untergründen, auf die der Putz aufgebracht wird. Durch diese Mineralschicht wird der Innenputz nahezu versiegelt und kann nicht mehr trocknen.
Als Problemlösung hat es sich bewährt, die betroffenen Bereiche mit einem mittelfeinen Schleifpapier per Hand vorsichtig zu bearbeiten, anzuschleifen und hierdurch leicht aufzurauen. Die dünne Mineralschicht wird so aufgebrochen oder komplett entfernt.
Sehr häufig trocknen die Fensterstürze und Ringbalken im Anschluss innerhalb weniger Tage komplett durch.